Schwibbogen
Schwibbogen
Der Schwibbogen ist ein weltweit bekannter und geschätzter Vertreter der Volkskunst aus dem Erzgebirge. Diese Volkskunst hat das Erzgebirge weit über die Grenzen der Region und sogar international bekannt und berühmt gemacht. Die Erzgebirge Volkskunst gilt weltweit als Sinnbild für traditionelle Weihnachten und hat nicht nur bei Liebhabern einen hohen Wert: auch Sammler schätzen die Werke der Erzgebirge- Kunsthandwerker sehr. Volkskunst aus dem Erzgebirge hat einen hohen Sammlerwert mit einer nicht unerheblichen Wertsteigerung.
Neben den traditionellen Weihnachtspyramiden, Räuchermännchen und figürlichen Nussknackern sind es vor allem die Schwibbögen, die diese Volkskunst international bekannt gemacht haben.
Schwibbögen haben im Erzgebirge eine lange Tradition und sind wohl die ursprünglichsten Vertreter dieser speziellen Volkskunst.
Der erste Schwibbogen fand schon im Jahr 1726 Erwähnung. Zu dieser Zeit war der Bergbau noch die Haupt-Einnahmequelle der Bewohner des Erzgebirges.
Der erste Schwibbogen war damals aus Eisen und wurden von dem Bergschmied Johann Teller zu Weihnachten angefertigt. Die Bergmänner trafen sich damals zur Weihnachtsandacht, der so genannten Mettenschicht im Stollen. Zu diesem Anlass fertige damals Johann Teller einen ganz besonderen Kerzenständer, der dem Stolleneinlass nachgebildet war und halbkreisförmig Platz für viele Wachskerzen bot. Darüber hinaus schnitt er auch noch im Inneren des Bogens ein Motiv heraus. Und legte damit wohl den Grundstock für die Volkskunst im Erzgebirge, denn diese kunsthandwerkliche Arbeit fand im Laufe der Geschichte Liebhaber in der ganzen Welt.
Die Arbeit in den Stollen damals war gefährlich, körperlich anstrengend und sehr schwer und konnte meist nur von jungen Männern ausgeführt werden. Die Söhne und jungen Familienväter sorgten also mit der Anstellung als Bergmann damals für die finanziellen Grundlagen der Familie, während die Frauen, Kinder und älteren Familienmitglieder sich mit besonderem handwerklichen Geschick der Herstellung von kunsthandwerklichen Schmuckstücken widmeten und diese dann über so genannte fliegende Händler verkauften. Der Verkauf diese Kleinode war also ursprünglich als Nebenerwerb zur Aufbesserung der Haushaltskasse der einzelnen Familien gedacht, entwickelte sich jedoch aufgrund der qualitativ besonders hochwertigen Ausführung und der originellen Motive und Ideen recht schnell als Haupteinnahmequelle der Region. Vor allem ab ca. 1820, nachdem die Bodenschätze des Erzgebirges weitgehend ausgebeutet waren und sich auch die ehemaligen Bergarbeiter der Herstellung der kunsthandwerklichen Kleinode widmeten.
Dabei basieren viele dieser Stücke auf jahrhunderte alte Tradition und Gegebenheiten im Erzgebirge. Vor allem die Schwibbögen bzw. Schwibbogen und Lichterfiguren hatten und haben einen durchaus ernsten historischen Hintergrund. Der Bergbau bedingte einen Arbeitsbeginn noch vor Tagesanbruch und eine Rückkehr der Arbeiter weit nach Einbruch der Dunkelheit. Deshalb spielten Kerzen und Kerzenhalter eine große Rolle unter den alltäglichen Gegenständen der Erzgebirgler. Es wird berichtet, dass die Frauen und Mütter die Bergleute nachts zum Schichtbeginn mit Kerzen, die auf speziellen Halterungen platziert waren, zum Stollen begleiteten. Sicher dokumentiert ist auch die Erzählung, dass Kerzenbeleuchtung in den Fenstern den Bergleuten dann nach Ende der Arbeit den sicheren Weg nach Hause zu ihren Familien leuchten sollten. Hieraus entwickelten sich recht schnell die Lichtfiguren, die in ihre Darstellung ein Sinnbild für die einzelnen Familienmitglieder waren. Und darüber hinaus auch die Anzahl der Familienangehörigen darstellten.
Die Schwibbögen sind ein Sinnbild dieser alten Tradition. Ursprünglich aus dem Bergbau stammend dienten sie ursprünglich der Darstellung von christlichen traditionellen Werten des Erzgebirges. Zum Beispiel wurden Figuren aus der christlichen Weihnachtsgeschichte verwendet. In dieser Ausführung fanden Schwibbögen auch einen festen Platz in der Volkskunst des Erzgebirges.
Der typische Erzgebirgs-Schwibbogen mit der Darstellung des Alltags der Erzgebirgler entstand erst um das Jahr 1900 mit einem Abbild der Kirche in Seiffen und weiteren typischen Bauwerken des Erzgebirges.
Der Name Schwibbogen ist eine Anlehnung an den Begriff Schwebebogen. Dieser bezeichnet einen gemauerten Bogen, der von zwei Pfeilern gestützt wird und quasi dazwischen schwebt. Diese Technik wurde damals vor allem im Kirchenbau eingesetzt.