Räuchermännchen
Räuchermännchen aus dem Erzgebirge
Räuchermännchen aus dem Erzgebirge sind neben Weihnachtspyramiden, Schwibbögen und Nussknackern besonders traditionsreiche Werke der Volkskunst aus dem sächsischen Erzgebirge und können sowohl in Bezug auf die Erfindung an sich als auch bezüglich der Verbreitung und Etablierung direkt den Kunsthandwerkern aus dem Erzgebirge zugeschrieben werden.
Das Erzgebirge ist bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts berühmt für seine kunsthandwerklichen Kleinode, die vor allem in der Weihnachtszeit viele Häuser im In- und Ausland schmücken und als Sinnbild für die Weihnachtszeit gelten.
Ursprünglich aus einer Notsituation entstanden ist die Erzgebirge Volkskunst recht schnell berühmt geworden und hat die Region des Erzgebirges bis weit über die Grenzen bekannt gemacht. Notsituation deshalb, weil zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Bodenschätze des Erzgebirges – daher stammt der Name der Region ursprünglich – weitgehend ausgebeutet waren. Viele Familien von ehemaligen Grubenarbeitern standen damit vor existenziellen finanziellen Problemen. Und besannen sich notgedrungen auf ihre besonderen handwerklichen Fähigkeiten: so entstanden die ersten Manufakturen des traditionellen Erzgebirge Kunsthandwerkes, in denen zum Teil noch heute die kleinen Schmuckstücke der Volkskunst aus dem Erzgebirge in aufwändiger Handarbeit hergestellt werden. Die originalen Räuchermännchen aus dem Erzgebirge wurden um 1830 zum ersten Mal erstellt und verbreitet.
Ein Räuchermännchen hat nicht nur rein dekorative Zwecke, sondern es dient dem Abbrennen von Räucherkerzen und Räucherkegeln. In der traditionellen christlichen Weihnachtsgeschichte wird erzählt, dass die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind drei Geschenke überbrachten: Gold, Myrrhe und Weihrauch.
Der Grundgedanke bei Räuchermännchen war deshalb, den vor allem aus Kirchen bekannten Weihrauch-Duft auch im privaten Rahmen – und vor allem in der Weihnachtszeit – auf nicht nur dekorative, sondern auch einfach zu handhabende Weise genießen zu können.
Ein Räuchermännchen besteht aus zwei Teilen: einem Unterteil – auf dem auf einem nicht brennbarem Untersatz eine Räucherkerze oder ein Räucherkegel platziert wird – und dem ausgehöhlten dekorativen Oberteil, das mit einem Loch im oberen Bereich versehen ist, damit der Rauch ungestört abziehen kann. Das Loch zum Abzug des Rauches wird dabei meistens in Form der Mundöffnung dargestellt.
Der dekorativen Gestaltung des Oberteiles sind theoretisch keine Grenzen gesetzt. In der Anfangszeit stellten Räuchermännchen meist die Handwerksberufe des Erzgebirges dar; bevorzugte figürliche Darstellungen waren daneben aber auch Bergmänner und Soldaten. Diese Figuren wiesen auf die Zeiten des Bergbaues zurück – ähnlich wie bei den ersten Exemplaren der Nussknacker aus dem Erzgebirge.
Heute gibt es Räuchermännchen in den verschiedensten Formen und vielen Varianten.
Der Produktname Räuchermännchen ist zwar ein feststehender Begriff, aber mittlerweile gibt es auch Räucherfiguren ohne jeden figürlichen Bezug. Und selbst die Geschlechterfrage ist kein Thema mehr: Räucherfrauen haben ebenfalls Einzug in die Herzen und Wohnstuben von Liebhabern gefunden. Im sächsischen Erzgebirge selber hat das Räuchermännchen jedoch natürlich seinen eigenen, natürlich sächsischen, Namen: Raachermannel oder Raachermannl.
Mittlerweile sehr beliebt sind auch die so genannten Kantenhocker, die zum Beispiel auf Tischkanten platziert werden. Oder gar ganze kleine Szenarien von Räucherfiguren, die auf einer gemeinsamen Grundplatte angeordnet sind.
Für Räuchermännchen kann man heutzutage – neben dem Traditions-Duft Weihrauch – natürlich noch viele weitere Räucherkegel und –kerzen in diversen Duftvarianten erhalten. Auch in dieser Beziehung sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt.
Mittlerweile gibt es auch unter den Räuchermännchen preisgünstige Importware, meist aus China. Diese haben aber lange nicht die gleiche Qualität in der Ausführung und im Material. Und eignen sich auch meistens nicht als Sammler-Objekt.
Ein Besuch im Erzgebirge lohnt sich vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit, denn dann werden hier in den vielen kleinen Manufakturen neben den anderen Erzeugnissen der ErzgebirgeVolkskunst auch die neuen Kreationen von Räuchermännchen ausgestellt und zum Kauf angeboten.
Und für Liebhaber lohnt sich auch immer ein Besuch des Miniaturenpark Kleinwelka in Bautzen, denn hier stehen laut Guinness-Buch der Rekorde sowohl das kleinste als auch das größte Räuchermännchen der Welt.